Weihnachten und die Bedeutung von Ritualen

An Weihnachten kam in meiner Kindheit immer das Christkind.
Meine Schwester und ich waren am Tag vor Heilig Abend bereits bei unserer Oma und Großtante und am 24. selbst ging es dann in den Kindergottesdienst und danach mit dem Auto zu meinen Eltern. Auf der Fahrt haben wir Weihnachtsbäume gezählt und als wir dann bei meinen Eltern waren, durften wir natürlich noch nicht ins Weihnachtszimmer, weil da das Christkind noch zu Gange war. Ein Glöckchen signalisierte dann den Moment an dem wir endlich ins Weihnachtszimmer gelassen wurden. Erst nachdem wir Weihnachtslieder gesungen und auch irgendwas vorgetragen haben, durften wir Geschenke auspacken.

Genauso wollte ich mit meiner zukünftigen Familie auch Weihnachten feiern. 
Aber wirklich exakt so! Denn nur so kannte ich es und war es richtig.

Schon bevor ich verheiratet war und Kinder hatte, habe ich mir Gedanken gemacht, wie sich das denn dann mit meiner Weihnachtstradition verbinden lässt. Es war für mich unvorstellbar, nicht mit meinen Eltern und in gewohnter Art und Weise zu feiern.
Natürlich kam es dann anders und es war auch nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte, als ich zum ersten Mal nicht mit meinen Eltern, sondern mit den Eltern meines Mannes den Heiligen Abend verbracht habe. Im Gegenteil! Es war total schön und es war „meinem“ Weihnachten sogar ähnlich.

Weihnachten ist DAS Fest der Rituale.
Die meisten von uns verbinden damit einen ganz konkreten Ablauf. Sei es das Essen, den Zeitpunkt wann es die Geschenke gibt oder die „Person“ die eben diese bringt. Die einen bleiben in gemütlicher Stimmung zu Hause, die anderen halten es für den schönsten Tag im Jahr, an dem man nach den Feierlichkeiten noch in einen Club oder eine Bar geht.

Rituale sind wichtig. Sie geben uns Halt, Sicherheit und Struktur.
Es ist etwas Gewohntes auf das man sich verlassen kann und auch will. Ich glaube gerade in der heutigen Zeit, in der nicht mehr allzu viel Wert auf Bräuche gelegt wird, ist es besonders wichtig, das ein oder andere Ritual für sich zu behalten. Weihnachten ist dafür natürlich besonders geeignet.

Interessanterweise ist man in dieser Zeit auch wesentlich empfänglicher für Glaube und Mystik.
Es „entschärft“ und nimmt dem Alltag den Ernst. Es tut gut sich für zumindest ein paar Tage in diese Welt zu verabschieden und diese besondere Atmosphäre zu genießen.

Leider liest man in den Vorweihnachtstagen auch viel über Streit und Eskalation an diesen Tagen. Ich glaube das liegt an den hohen Erwartungen, die (fast) jeder an dieses Fest hat. Weihnachten steht für Harmonie und Liebe und jeder erwartet, dass das auch bei ihm so sein sollte. Aber diese Feiertage lösen natürlich keine Konflikte, die das ganze Jahr über schwelen. Wenn man versucht, diese für kurze Zeit zu ignorieren dann ist das wahrscheinlich wie mit Husten – wenn Du ihn unterdrücken willst, wird es immer schlimmer.

Wir Mütter sind in diesen Tagen bzw. bereits die Wochen zuvor besonders eingespannt. Das hat weniger mit Ritualen zu tun, sondern wahrscheinlich damit, dass wir unseren Männern die Organisation rund um das Fest einfach nicht zutrauen (wollen).
Es müssen Weihnachtsgeschenke für die eigenen und die Schwiegereltern gefunden werden, für Geschwister, Großeltern und natürlich für die eigenen Kinder.
Aber damit nicht genug – sie müssen besorgt und verpackt werden. Dann muss das Essen für alle Feiertage geplant und dafür eingekauft werden. Die Wohnung sollte sauber sein und die Kinder wenigstens ein Lied an Weihnachten singen können. Und das alles zusätzlich zum normalen Alltag.

Ich finde dafür dürfen wir uns alle an diesen Tagen mindestens einmal applaudieren und daraus ein Ritual machen.
Darüber hinaus lässt sich der verwegene Gedanke kreieren, das Besorgen der Geschenke doch einmal an den Mann outzusourcen und jeder, der an Weihnachten zu Besuch kommt leistet einen Beitrag zum Essen.

Was haltet ihr außerdem von dem Ritual, die Kinder, sofern möglich, an die Großeltern zu geben, so dass man in Ruhe vorbereiten kann oder sie mit dem Mann ins Schwimmbad, auf den Weihnachtsmarkt, ins Kindercafé oder ähnliche „Austobe Stätten“ zu schicken?
Das schafft Luft und beugt dem Weihnachtsfrust und –stress vor.

Vielleicht reicht es aber auch schon sich zu erlauben, dass nicht alles perfekt sein muss.

Jeder sollte für sich sein Weihnachtsritual finden. Und zwar so, wie es sich für jeden einzelnen richtig anfühlt. Nicht was die Masse einem vorspielt.
Unsere Kinder nehmen an, was wir vorleben. Sie spüren ganz genau, wenn wir uns verstellen und wenn die Atmosphäre angespannt ist. Lieber ein bisschen weniger „alte“ Rituale und dafür neue, die dem eigenen Leben und Empfinden mehr entsprechen.

Ich habe Glück – meine Tochter liebt das Christkind und alles was mit Weihnachten zu tun hat. Sie ist völlig fasziniert davon und somit stand ich die Tage mit Tränen in den Augen am Nürnberger Christkindlesmarkt und sah meiner Tochter zu, wie sie das Christkind auf Schritt und Tritt verfolgte und jedes Foto crashte, das mit ihm gemacht wurde.
Meine Tochter hat jetzt eine Postkarte mit dem Bild vom Christkind und hütet sie wie einen Schatz und am Heilig Abend wird ein Glöckchen klingeln, das ihr und ihrem Bruder signalisieren wird: „Ihr dürft jetzt kommen.“

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest, mit wenig Stress, keinem Streit oder Eskalation, dafür mit viel leckerem Essen, leuchtenden Kinderaugen und gemütlichen Stunden mit Menschen, die ihr gerne um euch habt.

Es grüßt euch

Eure Susanne

O Du liebe Vorweihnachtszeit

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt …

Ja, ja, die ruhige, besinnliche Zeit, in der man gemütliche Nachmittage zu Hause verbringt. Draußen schneit es und drinnen brennen Kerzen oder Lichtergirlanden und wir verbringen unsere Zeit mit Basteln, Malen, Singen, Plätzchen backen, Bratäpfel essen und vielen anderen romantischen Vorstellungen, die wir in Werbespots und Zeitschriften präsentiert bekommen.

Mal ganz ehrlich. Ist das bei einer von euch wirklich so???

Bitte, wenigstens Eine von euch soll mir erzählen, dass sie so tatsächlich ihre Vorweihnachtszeit verbringt. Auf der anderen Seite bin ich aber gar nicht sicher, ob ich das wirklich hören will …

Seit Jahren nehme ich mir nämlich genau diese Dinge vor (fast alle).

 Im nächsten Jahr werde ich die vielen 1.000 Plätzchenrezepte ausprobieren, die ich in den Zeitschriften lese. Ganz sicher! Nicht mehr nur die „ollen“ Butterplätzchen, die so schön schnell gehen und von den Kindern wunderbar dekoriert werden können.

Ich werde auf jeden Fall mal wieder in ein Wohnaccessoires Geschäft gehen und neue Deko für die Weihnachtszeit kaufen. Viele tolle Kerzen in Gläser gestellt, die wunderschön geschmückt sind. Ich werde neue Rezepte ausprobieren, die ich in den Kochzeitschriften finde und dieses Mal wird bestimmt auch Alles von jedem gegessen, weil die Kinder von Jamie Oliver das doch auch essen.

Wir werden den Fernseher, wenn überhaupt, nur ganz selten anhaben und ansonsten lieber gemütlich was lesen oder uns einfach mal unterhalten – bei Kerzenschein…

Es ist doch auch die Zeit für Gesellschaftsspiele und dann werde ich auf jeden Fall endlich mal wieder die Weihnachtslieder am Klavier üben um sie an Heilig Abend zu spielen …

So ungefähr sieht meine Vorsatzliste eigentlich jedes Jahr fürs nächste Jahr aus und ich frage mich jedes Mal aufs Neue – wer schafft das? Wie soll das gehen???

 

Fangen wir mal bei den Plätzchen an. Was freue ich mich jedes Mal, wenn ich ans Plätzchenbacken denke und seit ich vor drei Jahren das erste Mal mit Nele gebacken habe, denke ich jedes Jahr, dieses Mal wird es bestimmt schon besser klappen.
NOT really!
Es dauert höchstens eine halbe Stunde bis meine Illusionen wieder einmal zerstört sind, da das Hauptinteresse eher dem Teig und der Deko gilt und nicht dem liebevollen Ausstechen der Plätzchen.

Ok. Was habe ich auch für komische Erwartungen. Hallo? Die sind vier und zwei!!!

Aber es wird doch immer so schön dargestellt in den Zeitschriften. So ein bisschen muss es doch auch stimmen und vielleicht sind meine Kinder ja genauso wie dort abgebildet. Nicht?

Nein! Sie sind ganz normale Kinder, die den Teig selbst machen wollen, wobei bereits die Hälfte des Mehls neben der Schüssel landet und die Butter an der kompletten Rührmaschine klebt. Die es kaum erwarten können, bis sie irgendwas ausschlecken und vom Teig naschen können. Sie lieben Ausstechen aber am liebsten übereinander und die Deko schmeckt am besten pur und wenn, macht sie sich auf den Plätzchen auch nur gut, wenn sie sich darauf türmt.

Es ist definitiv kein romantisches Backen und die Küche sieht danach so schlimm aus, dass ich einen Umzug in Erwägung ziehe.

Aber irgendwie macht es ja doch Spaß und es ist eine Freude, wenn die Kinder diese Plätzchen dann frisch aus dem Ofen probieren und sie ganz stolz ihrem Papa präsentieren.

Beim Thema Rezepte nachkochen, sieht das schon wieder etwas anders aus.

Da fängt das Drama dann erst bei Tisch an. Man sollte echt den Fernsehköchen oder Kochbuchautoren mal sagen, dass offensichtliches Grün bei Kindern selten gewünscht ist. Jedenfalls ist das bei meinen so. Wenn auch selektiv, weil komischerweise geht der Rahmspinat immer. Aber sonst wird bei jedem kleinsten Fitzelchen an Grün im Essen gemeckert und erst gar nicht probiert.

Die Rezepte klingen immer alle so toll, aber ich kenne ehrlich gesagt kein Kind, das gerne Rosenkohl Salat isst… Gut, den kann ich natürlich auch nur für mich machen, aber wenn es nach meinen Kindern gehen würde, dann gäbe es täglich Nudeln, Würstchen, Kartoffelbrei (wobei den auch nur eines der Beiden isst) und Reis mit Soße. Ich übertreibe jetzt natürlich ein bisschen, aber vielleicht ist es einfach so, dass man sich eine Zeit lang davon verabschieden muss, kulinarische Highlights zu fabrizieren. Ist ja auch Quatsch, sich täglich der Frustration auszusetzen, wenn man es eigentlich schon vorher weiß.

Was die Deko zur Weihnachtszeit betrifft, muss ich sagen, dass ich es tatsächlich jedes Jahr zu einem der bekannten Dekorationsgeschäfte schaffe. Aber häufig geh ich wieder raus und denke mir, ach was soll ich mir jetzt wieder so viel Geraffel anschaffen und noch mehr davon am Dachboden stapeln.

Dann hole ich die Weihnachtskiste runter und dekoriere die Wohnung mit demselben Kram, den ich die letzten fünf Jahre auch schon hatte.

In diesem Jahr habe ich allerdings mal was völlig Verrücktes gemacht – ich habe Kerzen für den Adventskranz nicht im traditionellen Rot gekauft und passenden Verzierungsschnickschnack dazu.
UND ich habe mich getraut einen Porzellanbaum und ein Windlicht zu kaufen.

Kommentar vom Ehemann: „Hast Du einen Porzellanbaum gekauft?“ „Ja, wie Du siehst?!?“ „Aha, hm…“

Na toll! Ich liebe diese Kommentare. So in den Raum gestellt und die Gedankenblasen, die um ihn rumwabern sind förmlich erkennbar.

Egal. Ich habe mich darüber gefreut und wenigstens ein neues Teil rumstehen, das einen zusätzlichen Platz in der Weihnachtskiste verlangen wird…

So, und nun zum Thema gemeinsamer Abend mit Spielen und reden.
Das ist doch eine tolle Idee? Oder, nicht?
Also ja, ich finde ehrlich, das ist eine tolle Idee und man sollte echt versuchen, es hinzubekommen. Wenigstens ab und zu.

Es tut unendlich gut, mal gemütlich zusammenzusitzen.

Sich eine Flasche Wein aufzumachen oder einen leckeren Tee zu kochen und dann wirklich mal in Ruhe von Partner zu Partner zu erzählen. Was war diese Woche los, wie geht es mir, was bewegt mich, was stört mich, was freut mich.
Mein Mann und ich haben das tatsächlich, oh Wunder, ein paar Mal hinbekommen und uns jedes Mal darüber gefreut. Wir haben sogar noch ein Spiel zusammengespielt und uns dabei ein bisschen wie unsere Eltern gefühlt (wobei ich glaube, dass meine Eltern auch ewig kein Spiel mehr miteinander gespielt haben).

Aber dann kam irgendwas wieder dazwischen. Wahrscheinlich war die Aussicht, schal auf der Couch zu liegen, verlockender.

Danach waren die Vorsätze wieder über Bord.

 Ich kann für heute nur dazu aufrufen, es einmal auszuprobieren!

Glaubt mir, es hat eine mega Wirkung und der Schritt ist gar nicht so groß.

Die Vorweihnachtszeit ist eine super Gelegenheit, da man eh einiges zu besprechen und zu planen hat und wer weiß, vielleicht lässt sich dieser Termin bei der ein oder anderen von euch ja als wöchentlicher „Jour Fix“ etablieren.

 

Gestern war Nikolaus und ich habe es natürlich nicht geschafft bis dahin „Lasst uns froh und munter sein“ auf dem Klavier zu üben.
Bis Weihnachten sind es jetzt noch 2,5 Wochen. Es besteht also noch Hoffnung, dass ich diesen Vorsatz aus dem letzten Jahr noch umsetze.

Ich wünsche euch eine wunderschöne Vorweihnachtszeit mit Karussell fahren am Weihnachtsmarkt, Punsch trinken, Mandarinen essen, Plätzchen backen, Schneeflocken zählen, Fensterbilder kleben (und die vom Vorjahr mühsam ab puhlen), Weihnachtsgeschenke besorgen, mit den Kindern welche basteln, Fußbädern, Laternenlieder singen und ganz wichtig: mit wenig Stress und umso mehr Gelassenheit und Freude über alles was ihr schafft und genießen dürft.

Es grüßt euch

Eure Susanne