Gute Bedingungen
Liebe Leserin,
Wie verbringst Du den Dezember?
Auf Social Media lese ich gerade sehr oft Kommentare von Frauen, die mit Ihrer Kraft am Ende sind. Alles ist zu viel. Das Jahr bzw. die letzten beiden Jahre haben ihre Spuren hinterlassen.
Viele mussten sich zwischen Familie und Job aufreiben, kamen kaum ihrer Arbeit hinterher und Verschnaufspausen gab es viel zu wenig.
Nun also noch der Jahresabschluss, der bei Vielen auch wieder eher einem Marathon gleicht, als der besinnlichen Weihnachtszeit von der so viele sprechen.
Ich habe mich gefragt, warum das eigentlich so ist?
Weshalb ist es jedes Jahr dasselbe, jede beschwert sich darüber und trotzdem machen alle Jahr für Jahr mit?
Was verursacht Dir den meisten Stress?
Ich glaube, das sind wir selbst.
Wir verzichten ja sogar auf Geschenke, weil wir doch eh schon alles haben und nichts brauchen.
Aber mal ehrlich. Wer kauft heut zu Tage denn noch was, weil er es braucht?
Selbst unsere Kinder brauchen eigentlich nichts! Die Kinderzimmer sind alle voll.
Trotzdem sind alle total aufgeregt und es wäre eine riesengroße Enttäuschung, wenn Weihnachten „klein“ ausfällt.
Wenn ich ehrlich bin, freue ich mich auch total über Geschenke!
Und zwar nicht nur über die, die ich verschenke sondern auch über die, die ich selbst bekomme.
Es ist so schön, an Heilig Abend, wenn die Kinder ihre Bescherung hatten und das Essen überstanden ist, wir uns dann gemütlich zusammensetzen und Erwachsenen Bescherung machen.
Da bin ich ganz Kind und freue mich sehr, wenn ich auspacken darf und mein Mann dann beweist, dass er ab und zu doch zugehört hat… ;-)
Warum wollen wir Mamis immer auf alles verzichten?
Weshalb kaufe ich den Kindern ständig was Neues und laufe selbst noch mit der 10 Jahre alten Jacke rum, die ich nicht mehr sehen kann?
Aus welchem Grund organisieren wir jeden Tag Verabredungen und Hobbys für die Kids und für uns selbst reicht es, wenn überhaupt, für den Online Kurs am Abend zwischen Esstisch und Wäschetrockner?
Warum gehen wir mit den Kids von einem Spezialisten (Logopäde, Ergo- und/oder Physiotherapeut, Ostheopat,…) zum anderen und verkneifen uns selbst Hilfe von außen anzunehmen, wenn uns alles über den Kopf wächst?
„Das schaff ich schon irgendwie!“
„Dafür hole ich mir doch jetzt keine Unterstützung.“
„Was kann sie mir schon sagen, das ich nicht selbst weiß?“
Würden alle Frauen es wirklich so gut wissen und alles selbst schaffen, wären viele von Ihnen nicht im Dauerstress und dadurch unzufrieden und ungeduldig.
Dann würden sie ihre Bedürfnisse ernst nehmen!
Sie stünden für sie an erster Stelle und würden sehr darauf achten, dass sie im Einklang mit ihnen sind.
Damit sie die beste Mutter, die beste Partnerin und die beste Freundin sein können, die ihre Lieben verdient haben.
Wenn Du Dich gerade ein wenig ertappt fühlst, darf ich Dir eines sagen:
Du weißt das alles!
Dafür braucht es diesen Blog Artikel nicht.
Trotzdem hörst Du bestimmt wieder Deine innere Stimme Sätze wie folgenden sagen: „Ach, dafür hab ich jetzt einfach keine Zeit.“ oder „Das mache ich ein anderes Mal. Jetzt ist was anderes wichtiger.“
Ich kenne das nur zu gut!
Trotzdem weiß ich, dass mich das nicht zufrieden macht.
Immer dann, wenn ich nicht auf meine Bedürfnisse achte, holt es mich irgendwann ein. Oft kann ich das dann gar nicht greifen. Ich bin einfach unausgeglichen und pampe meine Kinder und meinen Mann ständig an.
Würde ich mir die Zeit nehmen um zu überlegen, was ich brauche, damit es mir in stressigen Zeiten trotzdem gutgeht, wäre für alle ganz viel gewonnen.
Denn es braucht meistens nicht gleich ein Wellnesswochenende, um uns runterzubringen.
Kleine, tägliche Auszeiten, freie Zeiträume in denen Du etwas für Dich planen kannst, sind ausreichend.
Dann darfst Du allerdings nicht wieder etwas für andere organisieren, sondern nutzt diese Zeit für Dich! Für ein kleines Schläfchen, eine Meditation, Sport, ein Hobby, etc. Was auch immer Dir guttut.
Das geht immer und ist für jeden drin!
Aber nur, wenn Du es zur Priorität machst.
Gib Deiner inneren Kritikerin einen Tritt und fordere sie auf, lieber für Dich zu sorgen anstatt Dir ständig ein schlechtes Gewissen einzureden!
Ich habe gerade ein wunderbares Interview von Veit Lindau mit André Stern gehört.
André Stern ist Experte für den Umgang mit Kindern und er sagt:
„Das Beste, was wir unseren Kindern schenken können, sind gute Bedingungen in Hinsicht von Verbundenheit und Vertrauen in sie. Wir haben Angst, dass unsere Kinder in materiell unsichere Bedingungen geraten. Viel schlimmer sind aber emotional arme Bedingungen.“
Was ich damit sagen will: wenn wir Mütter nicht in unserer Kraft sind, können wir unseren Kindern keine emotionale Stabilität bieten. Wir vermitteln ihnen, dass sie stören, dass wir keine Zeit haben uns um ihre Belange zu kümmern.
Hinzu kommt, dass ich damit meinen Kindern, was Selbstwert betrifft, kein gutes Vorbild bin.
Ich zeige Ihnen, dass Stress normal ist und man sich und seine Bedürfnisse immer eher hinten anstellt.
Bitte verstehe mich nicht falsch. Ich zeige meinen Kindern sehr wohl, dass sie nicht alleine auf der Welt sind und sie in einer Gemeinschaft leben in der jeder auf den anderen Rücksicht nimmt.
Das bedeutet aber nicht, dass sie sich dabei selbst vergessen müssen. Sie können der Gesellschaft, ihrer Familie und Freunden keine große Hilfe sein, wenn sie am Ende mit ihrer Kraft sind.
Das können sie auch nicht, wenn der Kalender und der Kopf vollgestopft sind, mit vermeintlichen Verpflichtungen.
Was bin ich oft genervt, weil ich noch schnell etwas fertig machen will, mein Sohn aber so gern Lego mit mir bauen will.
Ich hatte doch den ganzen Vormittag Zeit. Die Kids sind eh bis Nachmittag in der Betreuung. Kann ich Ihnen dann nicht die paar Stunden, bis sie ins Bett gehen, meine volle Aufmerksamkeit schenken, wenn sie sie einfordern?
Ja, das kann ich.
Aber nur, wenn ich mich organisiert und um mich gekümmert habe.
Wenn klar ist, dass ich am Abend noch Zeit haben werde, etwas nachzuholen, was ich am Vormittag nicht geschafft habe. Oder wenn ich weiß, dass ich am Abend Zeit für mich haben werde um mich zu entspannen oder mit Freundinnen zu treffen.
Du meinst das schreibt sich so einfach?
Ja, das tut es! Letztendlich ist alles eine Entscheidung! Darauf läuft es hinaus.
Wir kommen immer mit weniger aus, als wir denken.
Aber dabei spreche ich nicht von der Zeit für uns und unsere Lieben!
Viele finden immer zig Ausreden, weshalb das Eine nicht geht oder das Andere notwendig ist.
Mag ja sein. Aber ist das wirklich so?
Geht es überhaupt nicht anders und ist es den Preis wert, den Du dafür zahlst?
Sind es die Augenringe, die Magenprobleme, die schlechte Haut, die permanente Müdigkeit, das gereizt sein, Atemprobleme, Unzufriedenheit, fehlende Partnermomente, etc. wert?
Meiner Meinung nach nicht!
Denn ich weiß, dass es auch anders geht.
Aber die Antworten finden sich selten alleine.
Denn dafür müsstest Du Dir ja Zeit nehmen…
Nun bin ich Dir hoffentlich nicht allzu sehr auf die Füße getreten. Daher biete ich Dir an, mir zu schreiben, wenn Du Dich angesprochen fühlst und all das nicht mehr willst.
Du kannst Dein Familienleben wieder genießen und sogar etwas Ruhe und Entspannung dabei finden. Versprochen!
Es grüßt Dich
Deine Susanne