tiefe Gespräche führen

Deep Talk – warum es wichtig ist, tiefer gehende Fragen zu stellen

 

Im vergangenen Jahr sind viele wundervolle Dinge passiert, für die ich unglaublich dankbar bin und die mich mit Freude erfüllen.

Besonders eines ist mir beim Rückblick auf das Jahr 2022 aufgefallen:
Es waren mal wieder die Menschen, die für mich den Unterschied gemacht haben.

Ich habe neue Bekanntschaften gemacht, aus denen in kurzer Zeit Freunde wurden.
Durch sie wurde ich inspiriert und persönlich berührt.
Zudem durfte ich unglaublich viel Wertschätzung und Anerkennung erfahren und ganz viel Freude und Optimismus – egal wie schwer die Zeiten sind.

Sich Neuem gegenüber zu öffnen hat mich in meinem Leben bisher immer weitergebracht. Ich bin schon immer offen und freundlich auf andere Menschen zugegangen.
Aber seit meiner neuen Tätigkeit erlebe ich eine andere Wertigkeit im Kontakt mit Anderen.
Ich lerne noch offener und vor allem interessierter zu sein.

 

Frage: Hast Du eine gute Freundin oder guten Freund schon einmal nach ihren Träumen gefragt und wo sie im Leben noch hinmöchte?

 

Mir ist aufgefallen, dass ich in den meisten Gesprächen mit langjährigen Freundinnen oft eher an der Oberfläche bleibe. Es werden die üblichen Themen besprochen, aber so richtig tief geht es selten bzw. ist keine Zeit dafür.

Überhaupt ist es mittlerweile so, dass ich nicht mehr so viel mit meinen Freundinnen quatsche, weil wir uns selten sehen und zum Telefonieren am Abend kaum eine von uns noch Lust hat. Alle sind platt vom Tag.
Wenn man sich dann irgendwann sieht oder hört, muss man sich erst auf den neuesten Stand bringen und berichtet in der Regel von den Alltagsthemen.

Durch Statusmeldungen, Storys und WhatsApp meinen wir auf dem neuesten Stand zu sein, aber davon sind wir weit entfernt.

Ja, wir wissen, dass die Freundin gerade mit der Familie im Zoo war und in der Woche vorher hatte sie ein Abendessen beim Spanier mit ihrem Mann.
Was wir nicht sehen, ist, dass sie sich seit Wochen mit ihrem Mann streitet, weil er zu wenig Zeit hat und dass sie sich ihr Leben irgendwie anders vorgestellt hat.

Wir erfahren dadurch nicht, dass sie schon länger mit dem Gedanken spielt, ein Café aufzumachen, sich das aber nicht traut – weil utopisch, Hirngespinst, Traumtänzerei…

Solche Träume erfahren wir nur, wenn wir uns wirklich Zeit nehmen und dann Fragen stellen, die in die Tiefe gehen.

So erkennen wir, zu welchen Menschen sich unsere Freunde entwickelt haben. Welche Bedürfnisse und Wünsche sie haben. Wie sie die Welt sehen und wer sie gerne wären, wenn alles möglich ist.

 

Daher möchte ich heute die Frage stellen:
Interessieren wir uns wirklich für die Anderen oder lieben wir es eher über uns und die eigenen Probleme zu sprechen?

Die Frage scheint provokativ, aber denke einmal darüber nach: gehst Du mit Deinen Fragen wirklich in die Tiefe oder wird alles nur kurz angerissen?

Ich gebe Dir mal ein Beispiel was ich meine:
„Wie läuft es im Job?“
„Och, nicht so toll. Und bei Dir?“
„Bei mir ist soweit alles ok. Gerade passiert nicht so viel…“

 

Du könntest stattdessen aber auch darauf einsteigen und z.B. fragen:
„Warum hast Du Dich damals eigentlich für diesen Job entschieden? Was hat Dich daran gereizt?“

und

„Hast Du schon mal darüber nachgedacht, was Du viel lieber tun würdest?
Wo möchtest Du denn z.B. in 5 Jahren gerne sein? Wie sieht Dein Leben dann aus?“

Mir ist überraschend aufgefallen, dass ich über die Menschen, die ich in diesem Jahr kennengelernt habe, bereits mehr erfahren habe, als über Freunde, die ich mein Leben lang kenne.
Ich glaube sie zu kennen, aber wen kenne ich denn da?

Ich kenne das Mädchen oder den Jungen, die sie zu Schul- oder Studienzeiten waren.
Aber wer sind sie jetzt? Welche Ängste, Sorgen, Freuden und Tagträume haben sie heute?
Diese Menschen sind mir schon so vertraut, wir haben eine gemeinsame Vergangenheit.
Aber auch hier darf es ab und an eine „Auffrischung“ der wirklich wichtigen Themen geben.

Wem, wenn nicht unseren engsten Freunden wollen wir unsere wahren Träume, Bedürfnisse, Ängste und Vorbehalte sagen?
Dazu muss ich jedoch auch das Gefühl haben, dass das Interesse und die Aufmerksamkeit dafür da sind.

 

Meine Anregung ist daher – treffe Dich mit einer Freundin und stelle ihr dieses Mal folgenden Fragen:

– Hast Du noch Träume und wenn ja, welche sind das?
– Hast Du sie schon einmal versucht anzugehen?
– Nein – warum nicht?
– Ja – was ist daraus geworden?

Ich habe das im Dezember gemacht und das Gespräch mit meiner Freundin ist unglaublich spannend und wertvoll für uns Beide geworden.

Go deep!

 

Wir Menschen sind Beziehungswesen.
Diese Beziehungen werden über Sprach- und Textnachrichten nicht gepflegt. Sie sind eine Notlösung, aber niemals Ersatz für ein gutes Gespräch und eine Umarmung.

Denk nur an die vielen Mißverständnisse, die durch Textnachrichten und Seitenlange E-Mails entstehen.
Ein kurzer Anruf, eine gemeinsame Tasse Kaffee und ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns glücklicher fühlen. Die Angelegenheit ist schnell geklärt.
Niemand muss auf Antworten warten oder spekulieren, wie die Nachricht gemeint sein könnte.

Natürlich kann so etwas auch via Textnachricht funktionieren, aber in einem persönlichen Gespräch kann man es viel schneller noch drehen und gegensteuern, weil man die Reaktion des anderen sofort mitbekommt.

Menschen haben unglaublich viel Redebedarf und wir alle freuen uns, wenn wir gehört und in unseren Bedürfnissen, Träumen, Ängsten und Sorgen ernst genommen werden.
Eine gute Freundin/ ein guter Freund kann so manche Coaching Sitzung ersetzen, wenn sie einfach nur da ist, zuhört und einen in den Arm nimmt.
Dafür muss sie jedoch die eigenen Bedürfnisse und Themen für diesen Moment zurückstecken.

 

Ich habe mich durch das Schreiben dieses Textes selbst hinterfragt und überlegt, wann ich meinen Freundinnen zuletzt tiefer gehende Fragen gestellt habe. Leider musste ich feststellen, dass es viel zu lange her ist. Natürlich ist das auch dem Umstand geschuldet, dass wir uns sehr selten live sehen und selbst dann bleibt für uns oft zu wenig Zeit.

Ich möchte das dringend ändern.
Damit ändere ich nicht nur etwas in der Beziehung zwischen uns, sondern womöglich auch etwas in deren anderen Beziehungen, indem sie dieses Verhalten eventuell duplizieren und wiederum bei anderen anwenden.

 

Trendforscher sprechen schon eine ganze Weile davon, dass Menschen sich wieder nach mehr Verbindung untereinander sehnen.
Denn wie bereits gesagt sind Homeoffice, Sprachnachrichten, Treffen via Zoom & Co. immer nur eine Ergänzung.
Diese Optionen können kein Ersatz für eine „wahrhaftige“ Begegnung sein.

 

Lasst uns gemeinsam tiefer gehen und dadurch noch mehr Interesse und Aufmerksamkeit den Menschen schenken, die uns viel wert sind.
Sie sind es wert, das Kostbarste, das wir besitzen in sie zu investieren – unsere Zeit!

 

Es grüßt Dich

Deine Susanne