Die Sache mit dem „Neinsagen“: Stehst Du für Deine Meinung und Deine Bedürfnisse ein?
Ich muss es mir leider eingestehen: Ich war sehr lange eine „Jasagerin“.
Mir ist es schwer gefallen, eindeutig meine Meinung zu sagen, wenn die Gefahr bestand, dass ich damit bei irgendjemandem anecke, wenn meine Meinung nicht so populär war oder wenn ich nicht sicher war, wie sie im Allgemeinen ankommt.
Mit Charme habe ich das ganz gut hinbekommen und ich glaube nicht, dass ich den Eindruck vermittelt habe, eine „Jasagerin“ zu sein. Ab und zu habe ich ja auch meine Meinung gesagt, aber noch viel öfter war ich wütend, weil ich wieder mal zu leise, zu vor- oder zu nachsichtig war.
Kennst Du das? Dieses Gefühl, das sich hinterher bei einem einstellt, wenn man etwas hätte sagen wollen (sollen) und es nicht getan hat oder nicht so deutlich war, wie man es gerne gewesen wäre? Es ist ein furchtbares Gefühl!
Ein Gefühl des Versagens, man hasst sich beinahe selbst und man ist furchtbar deprimiert. Ich gehe dann die Situation immer und immer wieder in Gedanken durch und das macht mich dann meistens noch wütender auf mich selbst und die Person, die gerade meiner Ansage entgangen ist.
Es gibt die Situation aber auch andersherum.
Wenn ich etwas habe, was mir stinkt, was mir auf der Seele brennt und dringend angesprochen gehört. Dann gehe ich das Gespräch in Gedanken schon Tage (Wochen!) vorher durch und überlege, wie ich es sagen könnte und steigere mich regelrecht rein.
Wenn das Gespräch dann stattgefunden hat (sofern das überhaupt der Fall war), dann war es selten (eigentlich nie) so, wie ich es in meinem Kopf geplant hatte und mir fallen danach noch 1 000 Sätze ein, die ich auch noch hätte sagen wollen und es nicht getan habe.
Ich muss aber sagen, es ist besser geworden. Mit den Kindern, kam auch ein gewisser Kampfgeist in mir auf.
Denn jetzt muss ich mich ja für andere einsetzen und das fällt mir deutlich leichter als wenn es um mich geht.
Ich konnte im Business auch immer super verhandeln, wenn es um die Angelegenheiten der Firma ging. Aber die eigenen Verhandlungen, was meine Bedingungen anging, waren eher mittelmäßig erfolgreich.
Ich habe täglich Lieferantenverhandlungen geführt und zu Hause wurden mir Abos am Telefon angedreht und ich war nicht in der Lage, die Telefonistin/den Telefonisten in den Boden zu stampfen und ihr/ihm etwas Vernünftiges zu entgegnen.
Stattdessen hatte ich mehrere Lastschriftverfahren am Laufen, die ich nicht wirklich brauchte, geschweige denn jemals einen Gewinn abwarfen …
Warum ist das so? Weshalb fällt es so schwer, sich für die eigenen Belange erfolgreich einzusetzen? Ist das Bescheidenheit oder Dummheit? Ist das respektvoller Umgang oder zu wenig Eigenliebe? Ist es ausgenutzt oder wertgeschätzt werden?
Mein Credo in vielen Angelegenheiten ist: „Der Ton macht die Musik!“ und „Behandle andere Menschen so, wie du selbst behandelt werden willst.“
Nur leider komme ich oft nicht weit mit meiner Moral. Besonders, wenn es ums Geschäft oder Geld geht, schert sich kein Mensch mehr um Moral, Fairness, den richtigen Ton oder Nächstenliebe.
Hauptsache die eigenen Anliegen und Interessen werden erfüllt.
Aber das hat sich mit den Jahren und vor allem mit den Erfahrungen schon sehr gebessert und ich habe durchgehend positive Erfahrungen mit Ehrlichkeit und Direktheit gemacht, wenn sie wertschätzend rübergebracht wird.
Das wertvollste daran ist, dass es mir mit dieser Ehrlichkeit und Direktheit in erster Linie besser geht.
Es ist totaler Blödsinn, Dinge, die einen belasten, Tage oder Wochen mit sich rumzuschleppen und nicht anzusprechen. Vor allem, weil uns dabei oft nur der eigene Kopf im Weg steht, der die Dinge ausschmückt und in den wildesten Farben malt. Solange wir nicht ansprechen, was uns bewegt, solange hat die andere Person ja auch nicht die Chance, die Angelegenheit zu erklären oder geradezurücken. Ich hatte schon oft die Situation, dass die Angelegenheit, nachdem ich sie angesprochen habe, sich ganz anders entpuppte, als ich es mir ausgemalt hatte.
Während ich die Thematik ansprach, merkte ich, dass es doch gar nicht so schlimm ist, wie ich es mir in meinem Köpfchen ausgedacht hatte.
Was auch interessant ist, ist der Aspekt, dass es mir hauptsächlich bei fremden oder nicht ganz so nah stehenden Personen schwer fällt, meine Meinung deutlich zu äußern.
Bei denen es doch eigentlich lange nicht so schlimm wäre, wenn ich sie verärgere. Menschen, die mir sehr nahestehen, wie zum Beispiel mein Mann oder meine Familie, bei denen kann ich das wunderbar.
Habe ich da weniger Angst, sie zu verlieren? Habe ich in diese Personen einfach mehr Vertrauen? Dass sie mit meinen Worten besser umgehen können, weil sie mich ja auch gut kennen? Ist es dasselbe Phänomen wie bei den Kindern, die meinen sich bei uns besonders schlimm aufführen zu können, was sie bei weniger nah stehen Menschen nicht tun würden?
Ich denke, das kann ich deutlich mit einem „Ja“ beantworten.
Seit einigen Jahren gehe ich ganz klar nach meinem Gefühl.
Ich habe gelernt, nicht lange die störenden Gedanken mit mir rumzuschleppen und ihnen zu erlauben, meine Laune negativ zu beeinflussen. Denn es hat sich meistens herausgestellt, dass es sich anders verhält als ich es mir ausmale und ich es schlimmer mache, je länger ich es nicht anspreche.
Sobald es raus ist, geht es mir auch immer sofort besser.
Ganz egal, was es ist!
Es tut gut und ich habe noch niemanden getroffen, der es nicht wertzuschätzen wusste, dass ich anspreche, was mich stört.
Wütende, verletzte oder traurige Gedanken verursachen Stress und Schmerzen.
Und genau das brauchen wir nicht!
Stress haben wir schon mehr als genug. Und Schmerzen verursachen chronisch schlechte Laune und Unzufriedenheit.
Laut dem Gesetz der Resonanz ziehen wir an, was wir fühlen und somit ausstrahlen.
Das gilt es unbedingt zu verhindern bzw. ins Positive zu drehen und deshalb motiviere ich Euch hiermit, immer dem Grummeln im Bauch nachzugeben und Eurem Ärger Luft zu machen.
Lasst es raus und vor allem: Lasst Euch nicht Eure wertvolle Energie rauben, indem Ihr zu viel hinnehmt und runterschluckt, was Euch auf der Seele liegt.
Denn diesen Halbsatz kann man wirklich wörtlich nehmen. Unausgesprochene Themen liegen schwer auf Eurer Laune und Eurer Gefühlswelt und dieser Preis ist zu hoch, um ihn einfach so zu bezahlen und zu hoffen, dass das Konto auf irgendeine andere Weise wieder ausgeglichen wird.
Mehr NEIN zu allem, was uns schwer auf der Seele liegt und mehr JA zu allem, was uns gut tut!
Hach es ist schön, solche Blogartikel zu schreiben… ;-)
Es grüßt euch
Eure Susanne