Warum wir uns manchmal so klein fühlen und wie Du da wieder herauskommst

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Ich bin nun wirklich keine große Frau und mache mich von Haus aus deshalb schon immer groß. Schultern zurück, Brust raus, gerader Rücken und nicht zu vergessen „Hacken“ an die Füße. Früher waren die zumindest mindestens 5 cm hoch. Aber kennst Du dieses Gefühl, wenn man plötzlich ganz klein wird? Wenn man merkt, dass man nicht mehr in seiner vollen Größe ist, sondern irgendwo gefühlt unter dem Teppich Platz findet.

Das hat jedoch nichts mehr mit der körperlichen Größe zu tun. Ich kenne 1,80m große Frauen, die sich ganz klein fühlen können, wenn sie in eine bestimmte Situation geraten, in der sie sich unwohl fühlen und sich nicht in ihrer vollen Größe zeigen trauen.

Aber gerade in solchen Situationen wäre es ja eigentlich besonders geschickt, wenn man seine ganze Größe zeigt.

An Männern können wir uns da oft ein Beispiel nehmen. Egal, wie wenig Ahnung sie von etwas haben. Sie können es prima überspielen und man bekommt den Eindruck der Kompetenz in Person gegenüberzustehen.

 

Dieser Prozess findet einzig und allein in unserem Kopf statt.

Nicht die andere Person, mit ihrem Aussehen, ihrem Verhalten, ihrer Intelligenz oder sonst einem Aspekt, der uns einschüchtert, ist dafür verantwortlich, dass wir uns klein fühlen.

Dafür können nur wir selbst uns die Schuld geben. Meist interpretieren wir etwas in die andere Person hinein und aus uns etwas hinaus. Irgendein Punkt an ihr weckt einen Trigger in uns und der löst diese Gefühle aus.

Es sind Gefühle von Selbstzweifel, Schuld, Scham, Neid und Unsicherheit.
Sie stehen eng in Verbindung mit einer Erinnerung aus unserer Vergangenheit, in der wir eines dieser Gefühle verspürt haben.
Oft ist es auch ein Gefühl von „nicht gut genug sein“.

Dieses Gefühl kennst Du bestimmt auch, denn in irgendeinem Punkt fühlt sich fast jeder nicht gut genug. Nicht schön genug, nicht dünn genug, nicht intelligent genug, nicht Mutter genug, nicht geduldig genug, nicht informiert genug, nicht ausgebildet genug, nicht groß genug,…

 

Aber glaube mir eins – auch das sind wieder ausschließlich unsere eigenen Gedanken und Bewertungen.

Selten hat uns jemand anderes diese Bewertung eingepflanzt.

Natürlich kommt es vor, dass man durch das, was eine andere Person sagt, verletzt wird. Aber Gefühle kann niemand anderes in uns einpflanzen. Sie entstehen aus unseren Gedanken und diese resultieren aus den Erfahrungen unserer Vergangenheit. Wenn Du Deine Denkmuster und Verhaltensweisen hinterfragst, dann wirst Du immer auf irgendeinen Glaubenssatz stoßen, der schon in frühester Kindheit in Dir entstanden ist und Dich geprägt hat. Gedanken wie: „Ich werde nur geliebt und anerkannt, wenn ich etwas leiste“ oder „Ich bin nicht gut in …“ resultieren aus Aussagen, die uns nahestehende Personen getätigt haben oder Personen deren Meinung für uns wichtig war. Wir alle kennen sie und wir alle haben solche Sätze in uns verankert.

 

Um aus diesen Denkmustern auszusteigen, lohnt sich der Versuch diese mal zu hinterfragen.
Woher kommt dieser Gedanke und wem gehört er? Ist dieser Gedanke wirklich wahr? Ist er tatsächlich wahr und gehört er zu mir? In den meisten Fällen stimmt die Aussage dahinter einfach nicht oder gehört zu einer anderen Person.

Sobald Du das herausgefunden hast, kannst Du Dich entspannt davon verabschieden. Weshalb solltest Du etwas behalten, das nicht Dir gehört? Gib es zurück. Auch wenn Du nicht mehr weißt, wem der Gedanke gehört.

Return to sender!

Das ist natürlich im ersten Moment leichter gesagt als getan. Aber allein das Bewusstsein dafür zu bekommen ist ein gewaltiger Schritt.
Ich wollte einmal Flyer für ein Angebot von mir verteilen und bin losmarschiert, um sie in ein paar Cafés und Läden auszulegen. Und da waren sie plötzlich alle wieder. Diese wundervollen Gedanken von „Bin ich gut genug?“ in den verschiedensten Farben. Ich stand in einem Laden und während ich der Verkäuferin erklärte, um was es ging, merkte ich wie meine Stimme leise wurde und ich nicht in der Lage war mich bzw. mein Angebot so zu vermitteln, dass sie es ebenfalls für gut befindet. Diese Frau hatte ein etwas überhebliches, fast schon arrogantes Auftreten und strahlt großes Selbstvertrauen aus. Aber Achtung! Sie strahlte es aus! Wer sagt mir denn, dass sie das wirklich hat? Vielleicht ist das nur eine Fassade. Eine Schutzmauer, damit ihr niemand etwas antun kann und ihr „Ich-bin-nicht-gut-genug-Gefühl“ aufdeckt.

Ich alleine habe diese Frau bewertet und für mich eingestuft. Nach meiner Interpretation, die aus meinen Erlebnissen bzw. Ängsten resultiert. Mir ist das im Nachhinein aufgefallen und ich habe mich total geärgert – über mich!

 

Schwups war ich jedoch in der nächsten Falle.

Ich habe mich selbst runter gemacht. Dadurch, dass ich mir selbst Vorwürfe mache, warum ich mich schon wieder so klein gemacht habe und mich nicht ordentlich präsentieren konnte, habe ich mich keinen Deut besser gefühlt und die Situation noch mehr aufgebauscht. Es führte zu schlechter Stimmung und negativen Gefühlen.

Ich hätte genauso gut auch Mitgefühl für mich selbst haben können. Zu erkennen, was mir hier wiederfahren ist und mir selbst Empathie und Verständnis entgegenbringen. Das hätte mir viel mehr gebracht!

 

Mittlerweile habe ich dies nachgeholt. Ich bin in das Gefühl gegangen und habe überlegt woher es kommt und ob es wirklich wahr ist, was ich in der Situation über mich und über sie gedacht habe. Schon in der Sekunde in der ich mich das gefragt habe, war mir klar, dass es weder wahr ist, noch dass es zu mir gehört. Es ist totaler Blödsinn so zu denken und doch steckt es offenbar sehr tief.

Aber es geht darum, sich dessen immer mehr und öfter bewusst zu werden. Aufzudecken und zu erkennen. Erst dann kannst Du Schritt für Schritt diese Punkte für Dich auflösen und gestärkt aus dieser Situation gehen. Du hebst regelrecht Dein Bewusstsein auf eine andere Ebene, weil Du plötzlich Liebe für Dich und auch die andere Person empfinden kannst.

Liebe resultierend aus der Empathie, die Du Dir und der anderen Person entgegenbringst, indem Du Verständnis für beide Seiten aufbringst.

 

Es ist kein einfacher Weg und er kann weh tun. Aber dieses gemeine Gefühl von sich klein fühlen und nicht gut genug zu sein, ist noch viel fieser und vor allem hindert es Dich daran, Dich in Deiner vollen Größe zu zeigen. Es hindert Dich am verlassen Deiner Komfortzonen und somit am Wachsen.

 

An dieser Stelle lass Dir noch einmal sagen:

Du bist nicht nur eine Mutter, Du bist eine Heldin!

 

Es grüßt Dich

Deine Susanne