Jede von uns wird sie kennen, die Lektüren über Freud und Leid des Mama-Daseins, die zu tausenden in den Bücherläden liegen.
Ich behaupte mal, dass der Großteil davon sich damit beschäftigt, wie man die damit verbundenen Probleme behebt bzw. damit umgeht.
Interessant finde ich immer, dass es offenbar vielen Frauen so geht, dass sie plötzlich Mama sind und sich über die Konsequenzen nicht wirklich bewusst waren. Irgendwie stellt sich das fast Jede, so glaube ich, deutlich einfacher vor.
Ja, wir sind alle mit Sicherheit etwas naiv vorher.
Wir haben alle eine rosarote Brille auf und stellen uns das Mamasein in romantischen Farben vor.
Zwar kann sich jede Frau die eventuell auftretenden Herausforderungen vorstellen, aber Keiner von uns konnte wirklich klar sein, was da in Wahrheit auf sie zukommt. Wie denn auch?
Es ist ja nicht nur jede Mutter verschieden, sondern die Kinder natürlich auch!
Außerdem würden dann nur noch ganz wenig Frauen den Schritt wagen, Mutter zu werden.
Wobei mich das jetzt bereits schon wundert, wo es doch so viele Ratgeber, Lektüren, Magazine, Reports, etc. gibt, die uns die Schrecken und Entbehrlichkeiten der Mutterrolle vor Augen führen.
Viel seltener liest man über das Glück, die Freuden, die stillen Momente, in denen man grenzenlose Liebe spürt.
Warum gibt es nicht mehr Artikel, in denen die wunderschönen Seiten gezeigt werden, die unsere Mutterrolle hat? Probleme wälzen und den Fokus darauf legen, ist offenbar deutlich lukrativer.
Man liest von Entbehrungen, vom Job- und Karrierekiller, vom Beziehungstöter und nie wieder Sex. Von Schwangerschaftsstreifen, losem Beckenboden, offenen Brustwarzen, Augenringen, lästigen Fettpölsterchen. Von langweiligen Spielplatznachmittagen, stupfsinnigen Gesprächen mit anderen Müttern, Erziehungsproblemen und keine Zeit für nichts.
Das sind echt keine schönen Seiten und jede Mutter wird mindestens einen Teil davon kennen und sich darin wiederfinden.
Letztens ist mir bewusst geworden, was wir am Wochenende für ein durch getaktetes Programm haben:
Früh aufstehen, Frühstück machen, frühstücken, einkaufen gehen, aufräumen, sauber machen, Spielplatz oder anderes Programm für die Kinder, Abendessen kochen, Abendzeremonien, ins Bett bringen, vorm Fernseher den Tag ausklingen lassen.
Was haben wir bitteschön alles gemacht, als wir noch keine Kinder hatten??????????
Das ist ja unglaublich, wieviel Zeit uns zur Verfügung stand – nur für uns!!!!!
Und es ist unfassbar, wie wenig wir das wertzuschätzen wussten und wie wir diese Zeit zum Teil einfach nur vertrödelt haben.
Wie gerne würde ich mal wieder einen Samstag (und Sonntag) vertrödeln!
Einfach so in den Tag hineinleben und nur das machen, was mir gerade in den Sinn kommt.
Aber Achtung! Hier kommt die große Erkenntnis.
Und es ist dieselbe, die ich auch schon bei meinen Ausgeh-Abenden hatte.
Mein Mann und ich hatten vor kurzem ein Wochenende „frei“.
Wir hatten Freitagnachmittag einen Termin in einer anderen Stadt und haben das genutzt, die Kinder über das ganze Wochenende zu den Großeltern zu geben. Wir sind abends jedoch wieder nach Hause gefahren und spontan um 21:00 noch essen gegangen. Am Samstag haben wir ausgeschlafen und spät gefrühstückt.
Wir konnten uns mal wieder beim Frühstück unterhalten – so richtig unterhalten.
Wenn die Kinder dabei sind, kümmert sich jeder um eines der Beiden und ist mit Brötchen schmieren, umgefallenen Bechern und verhindern von großflächigen Schmieraktionen beschäftigt. Am Ende des Frühstücks wird dann gelost, wer einkaufen gehen darf und wer mit den Kindern auf den Spielplatz geht oder mit ihnen zusammen (!) die Wohnung putzt…
Aber an unserem Wochenende hatten wir Ruhe und Zeit – nur für uns!
Es war herrlich.
Wir haben es richtig genossen alles auf uns zukommen zu lassen und trotzdem merkte ich, dass mir irgendwas fehlte. So sehr ich mich über diese kurze Freiheit freute. Es fehlte irgendwie der Sinn. Das klingt jetzt sehr dramatisch und schließlich waren die Kinder ja auch nur über das Wochenende weg.
Aber es wurde mir dennoch bewusst, dass wir einfach nicht mehr nur ein Paar sind.
Allein das nicht bespielte Spielzeug, das im Wohnzimmer steht, vermittelte uns, dass irgendwas bzw. irgendwer fehlt.
Für den Abend hatten wir uns vorgenommen, ein für uns neues Restaurant zu testen und freuten uns auch darauf. Eine viertel Stunde bevor wir losgehen wollten, rief meine Schwiegermutter an, ob wir die Kinder abholen können. Unsere Tochter hatte einen Hustenanfall, war seit 45 Minuten am Weinen und wollte nach Hause.
Natürlich machten wir uns dann auf den Weg, um die Beiden abzuholen und wir mussten uns eingestehen, dass wir gar nicht so traurig darüber waren. Klar wäre es nett gewesen, nochmal essen zu gehen und den Abend zu zweit verbringen zu können. Aber so ein Abend gibt einen nicht annähernd so viel, wie die Freude der eigenen Kinder, wenn man sie wieder abholt. (Dass wir sie 1,5 Stunden später bereits am liebsten wieder zurückbringen wollten, bleibt hier nur eine Randnotiz…)
Wir können uns noch so sehr grämen über die verlorene Freiheit, die vergangenen Chancen und Möglichkeiten, die wir hätten, wenn es unsere Kinder nicht gäbe, aber das große Glück, dass sie uns bescheren, kann nichts dergleichen aufwiegen.
Es ist anstrengend, ermüdend, Kräfte zehrend und manchmal auch einfach nur banal.
Aber es hat unserem Leben einen wirklichen Sinn gegeben. Einen nachhaltigen, wenn wir ihn nicht missachten.
Wie toll ist es denn, dass wir diese Seite des Lebens kennenlernen und erleben dürfen. Dieses Wunder, das wir erschaffen haben. Das Wunder der Geburt. Die Chance sich nicht nur um uns selbst zu kümmern, sondern auch für einen anderen Menschen einzustehen.
Das Glück bedingungslose Liebe zu spüren und zu erfahren. Und vor allem das große Glück des persönlichen Wachstums, das wir durch unsere Kinder erfahren. Eine größere Challenge gibt es doch kaum. Sich ihr zu stellen und sie zu meistern ist, für mich ein großes Geschenk.
Ab jetzt wird es nie wieder langweilig sein, weil unsere Kinder für Abwechslung sorgen werden – immer und jeden Tag. Wie spannend ist das bitte?
Und wieviel Freiheit eröffnet sich uns dadurch? Wieviel Freiheit entsteht in unserem Kopf, wenn wir uns auf die Kinder einlassen und die Welt durch ihre Augen sehen? Das geht so einfach? Ihr müsst es unbedingt versuchen, wenn ihr es noch nicht getan habt.
Peter Pan sagt: „Erwachsen werden ist so eine barbarische Angelegenheit… Voller Unannehmlichkeiten.“
Durch unsere Kinder haben wir die Chance uns ab und zu von diesen Unannehmlichkeiten zu befreien und uns wieder über die vermeintlich kleinen Dinge zu freuen.
Natürlich haben wir auch eine große Verantwortung. Aber das wird meiner Meinung nach oft viel zu wichtig genommen. Wenn wir auch hier ab und zu unserem Herzen folgen, dann können wir gar nicht viel verkehrt machen.
Jetzt werden bestimmt einige denken: „Aber es gibt doch auch noch was anderes als unsere Kinder. Ich bin doch auch eine Frau, die nicht nur Mama ist, sondern eben auch berufstätig, attraktiv, spontan, kreativ und vieles mehr.“
Ja, das sind wir!
Und jede von uns sollte sich dessen unbedingt bewusst sein!
Mir geht es jedoch darum, dass wir viel zu häufig auf die negativen Seiten aufmerksam gemacht werden, anstatt die schönen Aspekte in den Vordergrund zu rücken. Wenn wir uns für Kinder entschieden haben, dann haben wir das aus dem Gefühl der Liebe, dem Wunsch nach Familie, Vertrauen, Zusammenhalt und Zugehörigkeit getan. Es ist klar, dass man nicht alles haben kann und dass dieses Leben Entbehrungen und Veränderung des bisherigen Lebens bedeutet. Aber wenn wir bereit sind, uns auf dieses neue Leben einzulassen und die wunderschönen Momente in den Vordergrund rücken, die es mit sich bringt, dann können wir die schweren und weniger schönen Momente und Aspekte deutlich gelassener annehmen.
Wie überall treffen wir die Entscheidung, was wir denken und worauf wir unseren Fokus richten. Ich möchte hierzu nur den Anstoß geben, ohne allzu sehr die rosarote Brille aufzusetzen.
Mein Mann und ich saßen Sonntagmorgen wieder mit unseren beiden Schätzen am Frühstückstisch und es war fast wie an jedem Wochenende. Nur dass wir uns alle seit langem mal wieder richtig aneinander gefreut haben und uns bewusst wurde, wie glücklich wir mit uns sind.
Freiheit ist gut und wichtig. Jede von uns sollte sie sich ab und zu in ihr Leben zurückholen. Nur um zu merken, wie frei wir eigentlich schon sind und vor allem wie glücklich.
Es grüßt euch
Eure Susanne